

Es liegt schon ein paar Jahre zurück, als ich einen Kaminholzständer bauen wollte. Nach mehreren Skizzen entschieden wir uns für einen Kaminholzständer, der etwas ganz besonderes und ausgefallenes sein sollte: Ein Stahlgestell, das im oberen Bereich zwei Halbkreise hatte, worin eine Holzkugel im Durchmesser von 40 cm rollte. Das Stahlgestell war schnell gebaut und von einem guten Freund bekam ich eine entsprechende handgedrechselte Holzkugel. Was allerdings ein Problem war: die Holzkugel hatte auf einer Länge von 20 cm und einer Breite von 2cm einen Riss.
Wie sollte ich diesen Riss zusammenhalten, ohne dass die besondere Optik der Kugel leiden würde? Ich dachte erst an Schnürsenkelhalter von Skischuhen, aber die waren sehr schwierig zu bekommen, im Grunde gar nicht.
Da fiel mir meine Jugend ein – meine Sturm- und Drangzeit. Ihr wisst, was ich meine? – Hübsche Mädchen, BHs und Büstiers.
Also fuhr ich in die Stadt und besorgte mir in einem Wäschegeschäft 50 Haken und Ösen, wie sie als BH-Verschlüsse benutzt werden. Die Verkäuferin staunte nicht schlecht.
Ich nagelt sie links und rechts neben dem Schlitz in einem sehr engen Abstand auf die Holzkugel und schloss sie schließlich mit einem knallroten Band über Kreuz wie bei einer Korsage. – Hatte ich von früher nicht vergessen. Allerdings war ich damals mehr mit dem Öffnen beschäftigt ?
Der Kaminholzständer stand also fertig bei uns in der Schmiede, als eine Kundin (60 plus) in die Werkstatt kam. Ganz unerwartet stieß sie plötzlich einen schrillen Schrei aus, dass ich erst dachte, sie hätte sich irgendwo verletzt.
„Nein, nein, nein! Wie kann man diese schöne Kugel bloß so verschandeln!“ Ich antwortete mit verdutzter Stimme, „Das habe ich gemacht. Und zwar um den Riss zu stützen und weil es mir optisch sehr gefällt. Aber ihren Geschmack habe ich damit wohl nicht getroffen, oder?“
Weil mich die Meinung meiner Kunden sehr interessiert und man ja nicht auslernt, fragt ich die Dame höflich, „Was hätten sie denn mit dem Riss gemacht?“ „Ich hätte sie mit bunten Plastikbumen gefüllt.“
Im ersten Moment dachte ich, ‚Frank, bleib ruhig und sachlich‘, aber da war mir im Moment nicht wirklich nach. Ich antwortete in einem sehr pampigen Ton: „Ich möchte ihnen nicht zu nahe treten, aber das mit den künstlichen Blumen liegt ja wohl schon 70 Jahre zurück.“ Sie antwortete leicht pikiert, „Ja, 70 bin ich ja noch nicht.“ Da legte ich noch einen drauf – „Aber dafür sehen sie halt älter aus.“
Das war zwar ein wenig unhöflich, aber in dem Moment war mir eben danach. Ich bin halt vom Sternzeichen Zwilling – da musste das zweite Gesicht mal raus.
Leute gibt’s!